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08.09.19

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Toller Denkmaltag am 08.09. 2019 Ca. 300 Gäste fanden den Weg in das Freibad Unterwellenborn zum Tag des offenen Denkmals weiterlesen
Steckbrief

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Chronologie

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Der Verein Kulturpalast Unterwellenborn e.V. ist in den vergangenen Monaten kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen worden. Es scheint fast, als weiterlesen
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Junge Welt vom 22.01.

Dieser Beitrag von Dr. Arnold Schölzel erschien am 22.01. in "Junge Welt". Hier der Text als Zitat.

Musterkulturhaus

Dem Kulturpalast der Maxhütte in Thüringen droht der Einsturz. Eine Initiative will den verhindern.

Gegen Ende wurde es laut: »Die Privatisierung war ein Verbrechen«, »eine absolute Schande – 30 Jahre lang«, »es ist zehn nach zwölf«. Das war am Donnerstag im mit 80 Einwohnern restlos gefüllten Bürgerhaus »Schacht Luise« im thüringischen Unterwellenborn. Thema: Die Zukunft des Kulturpalastes der Maxhütte, des Stahlwerks im Ort. Es war der dritte »Erzählsalon« seit November 2019, erneut moderiert von Katrin Rohnstock (»Rohnstock Biografien«), eingeladen hatte der Verein Kulturpalast Unterwellenborn, der sich seit 2013 um die Wiedereröffnung bemüht.

Die Maxhütte kannte in Ostdeutschland wahrscheinlich so ziemlich jeder. Die sowjetische Besatzungsmacht hatte die anderen Stahlwerke ihrer Zone als Reparation demontiert, Roheisen kam nur von hier. Anfang 1949 halfen 2.700 FDJ-Mitglieder mit, eine Kühlwasserleitung von der fünf Kilometer entfernten Saale zu legen: »Max braucht Wasser«.

Eine Berühmtheit aber war der Palast, eingeweiht am 1. Mai 1955, eines von mehr als 2.000 Kulturhäusern der DDR. In den 90ern kaufte Möbelgroßhändler Knut Schneider aus dem fränkischen Kronach für 160.000 DM das denkmalgeschützte Gebäude. Er nutzte zunächst Fördermittel, aber seit 20 Jahren passiert nichts mehr. Schneider verlangt jetzt 5,5 Millionen Euro von einer geplanten Stiftung, eine solche Summe verbieten die Gesetze.

Nun geht es ums Ganze: »Der Nordflügel fällt zusammen, wenn viel Schnee fällt«, sagt Vereinsvorsitzender Torsten Ströher. Er zeigt im Bürgerhaus Bilder aus früheren Jahren: Wasser tropft, das in Wannen aufgefangen wird, Dachbinder lösen sich auf. Der Verein lüftete, aber seit März 2019 hat er Hausverbot. Seitdem galoppiert der Verfall. Ende Dezember rissen Diebe Beleuchtungskörper aus den Decken. Es waren die gleichen wie im Berliner Palast der Republik. Im Internet werden sie für 1.200 Euro angeboten.

Kapital geht mit Vandalismus einher, weil kunstfeindlich, wusste schon die Weimarer Klassik. Außerdem: Es handelt sich um DDR-Architektur. Die hat es nach landläufigen Kriterien der DDR-Hasser in Ämtern und Redaktionen nie gegeben: »Platte« oder Bombast. Am 27. Dezember 2019 schrieb etwa Hans-Dieter Schütt im ND über die DDR in den 60ern: »Kulturhäuser entfalten allüberall ihren Nutzprunk«. Es geht auch mit »links«.

Thüringen trägt mit Hunderten Schlössern und Burgen das Erbe des deutschen Duodezfürstentums wie keine andere Region. Das kostet, erst recht in Zeiten regierender Schlosskopisten und untertänigster Staatszahlungen an Hoheiten als »Restitution«, also Wiederherstellung, fürs von den Kommunisten Vergesellschaftete. Allein in Thüringen flossen 15,5 Millionen Euro an die von Sachsen-Weimar-Eisenach. Da ist ein DDR-Kulturpalast ein Klotz am Bein. Jetzt steht immerhin ein Gespräch in der Erfurter Staatskanzlei an.

Inzwischen wächst Unmut nicht nur bei den Einheimischen. Die feierten im Palast Fasching, Silvester, Hochzeiten und Jugendweihen, tanzten, lasen, spielten Schach, saßen in der »Bierschwemme«, hörten im großen Saal Jazz mit Uschi Brüning, (die sich mit vielen anderen Prominenten einer Petition des Vereins zum Erhalt des Palastes angeschlossen hat) oder Oper, DDR-Rock, die Spider Murphy Gang aus München usw. Das lässt sich nicht »restituieren«, aber es liegt ein Nutzungskonzept vor. Der Potsdamer Kulturmanager Pierre Wilhelm stellte es am Donnerstag vor. Demnach sollen erstaunlich viele Funktionen des Palastes weiterhin erfüllt werden. Der Soziologe Michael Thomas mahnte jedoch: Wenn die Leute es wollen, Verbündete finden, vielleicht einige Gesetze ändern, dann ist eine Art »Infrastruktursozialismus« mit kulturellem Zentrum möglich. Kein Palast aber wird Renditeobjekt – außer bei Bodenspekulation. Er braucht Zuschüsse, vor allem aber Engagement. Das ist ein kritischer Punkt: Die Region schrumpft, obwohl von Industrie geprägt und relativ dicht besiedelt. Das brasilianisch geführte Elektrostahlwerk in Unterwellenborn beschäftigt 700 Menschen. BASF und andere produzieren in Schwarza Kunstfasern mit etwa 2.000 Leuten, wo einst im VEB Chemiefaserkombinat »Wilhelm Pieck« 6.000 das in der DDR entwickelte Dederon herstellten. Am 8. Oktober 2019 meldete der MDR von dort: »Investitionen aus der DDR-Zeit zahlen sich bis heute aus.« Einige Produkte basierten noch immer auf der Faser. Manches bleibt.

Und: Von wegen Nutzprunk. Es geht um ein Baudenkmal von Rang. Zwei Tage vorm jüngsten Erzählsalon hatte die Ostthüringer Zeitung einen Text der Architekturhistorikerin Simone Hain über den Palast veröffentlicht. Titel: »Ein Traumhaus aus der kollektiv gelebten Zeit«. Stichworte: »eine ästhetisch hochbefriedigende Sonderedition der vornehmsten Bauaufgabe der DDR: Kultur, endlich auch für Arbeiter«. Das »Musterkulturhaus« beziehe seinen Charme »von der bürgerlichen Parlaments- oder Bildungsarchitektur Amerikas«, erinnere an das Virginia State Capitol in Richmond oder die Universität von Virginia. »Kaum ein anderes Gebäude der deutschen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts« sei zudem so reich und sinnvermittelnd »kodiert« wie dieses: Blickachsen, Rhythmisierung, leuchtende Farbfolge. Zu danken sei das »dem besonderen Geschick« Josef Kaisers, Musiker und Architekt, der in den 60ern wichtige Gebäude für Ostberlin entwarf.

Vorhersage: Die Zeit für die Art von Tourismus, die es z. B. zum Karl-Marx-Hof in Wien schon gibt, wird auch in Thüringen kommen, zu Häusern, die mit Vernunft für vernünftige Bedürfnisse gebaut sind. Letztere verschwinden nicht. Die Leute vom Verein laden jedenfalls für den 17. Mai zum nächsten Salon ein, bei schönem Wetter draußen vorm Palast.

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